Marienerscheinungen und Wallfahrt in Lourdes

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
 
Der „heilige Bezirk“ in Lourdes mit dem Rosenkranz-Platz43.098014-0.052513
Die Grotte von Massabielle43.09755-0.058505; Marienfigur von Joseph-Hugues Fabisch
Gesamtansicht des heiligen Bezirkes mit den drei Basiliken
Gekrönte Madonna43.09772-0.05549 im heiligen Bezirk
Mariä-Empfängnis-Basilika43.097409-0.058204 von der Grotte aus gesehen
Rosenkranz-Basilika43.097489-0.057486, im Hintergrund die drei Türme der „Oberen Basilika“
Unterirdische Basilika Pius X.43.097307-0.05346
Lichterprozession in Lourdes

Lourdes ist einer der weltweit meistbesuchten Wallfahrtsorte und liegt in Südwestfrankreich in der Nähe der spanischen Grenze. Die Wallfahrt nach Lourdes begann mit einer Serie von insgesamt 18 Marienerscheinungen vom 11. Februar bis zum 16. Juli 1858.

Inhaltsverzeichnis

 [Verbergen

Die Erscheinungen

Vom 11. Februar 1858 an soll der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau wiederholt die Mutter Gottes erschienen sein. Bernadette war Holzsammeln, als dem Mädchen eine wunderschöne „Dame“ in der Grotte erschien. Die Erscheinung soll weiß gekleidet und blau gegürtet gewesen sein. Die Grotte von Massabielle war zu jener Zeit ein Ort, an dem unter anderem Müll verbrannt und Schweine gehütet wurden.

Während einer dieser Visionen legte Bernadette eine Quelle in der Grotte Massabielle frei, deren Wasser bis heute als heilkräftig gilt. Derzeit pilgern jährlich vier bis sechs Millionen Besucher[1] nach Lourdes und Tausende nehmen, im festen Glauben an eine mögliche Heilung ihrer Krankheiten, Verletzungen oder Altersbeschwerden, jährlich an Bädern im Quellwasser teil. Untersuchungen konnten allerdings keine außergewöhnliche Mineralstoffzusammensetzung des Quellwassers feststellen, es hat Trinkwasserqualität.

Die kirchlichen und weltlichen Oberen sahen diese Erscheinungen, die am 16. Juli 1858 endeten, zunächst mit Argwohn an und versuchten, die Menschenaufläufe zu verhindern. Erst nach einiger Zeit glaubten auch Priester und Bischöfe dem Mädchen. Als der Ortspfarrer Peyramale Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen, und Bernadette als Antwort den Namen „unbefleckte Empfängnis“ – ein theologischer Terminus, der erst kurz zuvor vom Papst dogmatisiert wurde und den Bernadette als Tochter eines verarmten Müllers kaum kennen konnte – überbrachte, war er von der Authentizität der Erscheinung überzeugt.

Der heilige Bezirk

Als den „heiligen Bezirk“ bezeichnet man in Lourdes den Bereich, in dem sich die „Grotte von Massabielle“, verschiedene Kirchen und das Krankenhaus für die kranken Pilger befinden. Aus der Grotte selbst entspringt eine Quelle mit dem Lourdes-Wasser, dem Wunderheilungen nachgesagt werden. Die Grotte selbst ist nicht geschmückt, in einer Nische rechts oben steht die bekannte Marien-Statue des Bildhauers Joseph-Hugues Fabisch aus dem Jahre 1864. Der Franzose näherte seine Darstellung der „Dame“ an die Beschreibung der heiligen Bernadette an. An jener Stelle soll die Unbefleckte Jungfrau Bernadette auch erschienen sein.

Zwischen der Grotte und dem Fluss wurde nach Anerkennung der Marienerscheinungen eine Esplanade errichtet, um Pilgern den Zugang zur Grotte zu erleichtern. Prozessionen durch die Grotte mit ihrem Steinaltar sind möglich, die Quelle ist jedoch mit Glas bedeckt. Vor der Grotte stehen Sitzbänke, um Pilgern das Gebet zu ermöglichen. Das Aussehen der Grotte ist vermutlich nicht mehr jenes wie zum Zeitpunkt der Marienerscheinungen Bernadettes.

Um die Grotte herum entstand nach und nach ein „heiliger Bezirk“ mit mehreren großen Kirchen, Kapellen und Plätzen, um die wachsenden Pilgerströme aufzunehmen. Das älteste Bauwerk, das zum Gedenken an die Marienerscheinungen errichtet wurde, ist die 1866 geweihte Krypta, an deren Bau auch Bernadettes Vater François beteiligt war. Die kleine Kirche hat mächtige Säulen, auf denen die 1871 vollendente, im neugotischen Baustil errichtete Mariä-Empfängnis-Basilika ruht. Direkt östlich an den Sakralbau angeschlossen befindet sich die Rosenkranz-Basilika mit der vergoldeten Krone auf der Kuppel. Von der Rosenkranz-Basilika führt der große Rosenkranz-Platz, ein Prozessions-Platz mit der gekrönten Marienstatue, weg in Richtung der 1958 zum 100-jährigen Jubiläum der Marienerscheinungen konsekrierten unterirdischen Basilika, die 25.000 Menschen fasst und Papst Pius X. geweiht ist.

1988 wurde am gegenüberliegenden Gave-de-Pau-Ufer die Kirche St. Bernadette43.098956-0.058137 geweiht. Dieser Sakralbau ist nicht mehr Teil des ursprünglichen, zentralen Wallfahrtsbezirkes. Er wurde nach den Plänen des Architekten Jean-Paul Félix errichtet und fasst etwa 5000 Besucher. Jeden Herbst findet die Vollversammlung der französischen Bischöfe in der Bernadette-Kirche statt.[2] Die Kirche erinnert an jene Stelle, an der Bernadette Siborious stand, als sie die 18. und letzte Marienerscheinung hatte. Zuvor wurde sie von der Polizei daran gehindert zur Grotte zu gelangen.

Der Ort zieht seither Millionen von Pilgern an, darunter viele Kranke, die sich vom Wasser, dem Wunderheilungen zugesprochen werden, Hilfe versprechen. Es soll in mehreren tausend Fällen zu Spontanheilungen gekommen sein, von denen die katholische Kirche bisher 67 als Wunderheilungen anerkannte. An zahlreichen Orten gibt es weltweit Nachbildungen der Grotte, sogenannte „Lourdes-Grotten“.

Gedenktag

An die Erscheinungen erinnert der Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes (Beatae Mariae Virginis de Lapurdo), den die katholische Kirche am 11. Februar feiert (nichtgebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender).

Wunderheilungen

Die erste von der römisch-katholischen Kirche als Wunder angesehene Heilung ereignete sich, als Catherine Latapie nachts zu der Quelle ging und ihren teilweise gelähmten Arm in die Quelle tauchte. Bischof Laurence von Tarbes erkannte am 18. Januar 1862, vier Jahre nach den Erscheinungen, die Erscheinungen im Namen der Kirche als echt an, woran eine Marmortafel in der Grotte erinnert. Gründe dafür waren das glaubwürdige Auftreten Bernadette Soubirous’, die Heilung mehrerer Kranker nach Genuss des Wassers und wiederholte Berichte vom Auftreten der Erscheinung. Von den fast 7.000 Heilungen, die im medizinischen Büro seit seiner Gründung gemeldet wurden, hat die römisch-katholische Kirche bis heute 68 als Wunder anerkannt.

Geheilt wurden nach Angaben der offiziellen Website Menschen aus allen Schichten und jeder Altersklasse. Zu den geheilten Krankheiten gehören u. a. Multiple Sklerose, Tuberkulose, Infektionskrankheiten, Knochenkrebs. Delizia Cirolli wurde von Knochenkrebs geheilt, ihre Heilung gilt als die 65. der von der Kirche als Wunder anerkannten Heilungen. Nicht geheilt wurden Erbkrankheiten.

Kritisch befasste sich mit dem Thema der Wunderheilungen in Lourdes unter anderem der Report „Lourdes cures and their medical assessment“ aus dem Jahr 1984. Der Autor St. John Downling untersuchte darin beispielsweise den Fall einer 26-jährigen Patientin, die 1954 in Lourdes eine wundersame Heilung des Budd-Chiari-Syndromes (einer Lebererkrankung) erfuhr, die 1963 von einer kirchlichen, ärztlichen Kommission anerkannt wurde. Die Patientin starb 1970 an den Folgen ihres neu ausgebrochenen Leidens.

Siehe auch